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Nachhaltiger Tourismus bis 2030 – Wie können wir gemeinsam die Ziele erreichen?

Der Tourismus wird oft als die „Glücksindustrie“ der Welt bezeichnet – Erlebnisse, Entspannung, das Entdecken neuer Orte. Doch während die Flugzeuge voll sind und die Hotels neue Buchungsrekorde verzeichnen, spüren wir an vielen Orten der Welt immer stärker die Schattenseiten des Massentourismus: überlastete Ökosysteme, die Verdrängung lokaler Gemeinschaften und den rasanten Verbrauch natürlicher Ressourcen.

Diese Herausforderungen beleuchtet eine kürzlich im Journal of Sustainable Tourism veröffentlichte Studie, in der Alexandra Lavaredas, Filipa Campos, Giovana Goretti Feijó Almeida, Francisco Dias und Paulo Almeida mehr als 6200 wissenschaftliche Artikel zum Thema nachhaltiger Tourismus analysierten.

Ihren Ergebnissen zufolge beziehen sich seit 2015 lediglich 2,6 % der veröffentlichten Studien explizit auf die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs). Diese Zahl zeigt deutlich, dass trotz der zunehmenden Bedeutung von Nachhaltigkeit die wissenschaftliche Diskussion und die globalen Ziele noch immer nicht ausreichend aufeinander abgestimmt sind.

Dies ist nicht nur ein wissenschaftliches Defizit – es ist auch eine Warnung. Wenn die Branche, die Forschenden und die Reisenden ihre Bemühungen nicht mit den globalen Nachhaltigkeitszielen in Einklang bringen, bleibt der Tourismus eher Teil des Problems als Teil der Lösung. Die gute Nachricht ist jedoch, dass die Ziele klar sind, die Methoden verfügbar sind und alle Akteure – von der Regierung über die Unterkunftsanbieter bis hin zu den Reisenden – dazu beitragen können, dass der Tourismus bis 2030 tatsächlich zu einem Motor der nachhaltigen Entwicklung wird.

Wo liegt der Fokus – und wo die Lücken?

Die meisten wissenschaftlichen Arbeiten konzentrieren sich auf SDG 12, das verantwortungsvollen Konsum und Produktion in den Mittelpunkt stellt – beispielsweise Abfallreduzierung, Ressourceneffizienz und die Bevorzugung lokaler Produkte. Darauf folgt SDG 8, das die Schaffung fairer Arbeitsplätze und die Förderung des Wirtschaftswachstums fokussiert, sowie SDG 17, das die Bedeutung von Partnerschaften hervorhebt. Ziele wie SDG 13 (Klimaschutz) oder SDG 14 (Leben unter Wasser) erhalten hingegen deutlich weniger Aufmerksamkeit, obwohl die Auswirkungen des Klimawandels und der Zustand der Ozeane für die Zukunft des Tourismus von entscheidender Bedeutung sind.

Wo liegt der Fokus – und wo die Lücken?

Das Gleichgewicht der drei Säulen

 Die Grundlage für nachhaltigen Tourismus bilden drei eng miteinander verbundene Säulen: die wirtschaftliche, soziale und ökologische Dimension.

Wirtschaftlich sollte der Tourismus stabile Einnahmen generieren, die vor Ort bleiben und lokale Unternehmen stärken, während gleichzeitig faire Arbeitsmöglichkeiten für die Gemeinschaft geschaffen werden.

Sozial ist es wichtig, dass der Tourismus die lokale kulturelle Identität bewahrt und stärkt, den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördert und die Lebensqualität der Bevölkerung verbessert.

Ökologisch ist es unerlässlich, dass touristische Aktivitäten die natürlichen Ressourcen schützen, die Verschmutzung reduzieren und die Gesundheit der Ökosysteme erhalten. Wenn diese drei Säulen im Gleichgewicht sind, kann der Tourismus nachhaltig wachsen und den Besuchern authentische, wertschöpfende Erlebnisse bieten.

Das Gleichgewicht der drei Säulen

Was können Reisende tun?

Reisende können viel bewirken, indem sie bewusst lokale Anbieter wählen, wodurch sie den ökologischen Fußabdruck der Lieferkette reduzieren und die Gemeinschaften direkt unterstützen. Das Vermeiden überlasteter Reiseziele entlastet empfindliche Ökosysteme, und die Bevorzugung von nachhaltigen Unterkünften fördert energieeffiziente, wassersparende und abfallreduzierende Praktiken. Darüber hinaus tragen umweltfreundliche Verkehrsmittel – wie Zug, Bus, Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel – ebenfalls zur Verringerung der Umweltbelastung bei.

Was können Reisende tun?

Der Tourismus hat direkten Einfluss auf die Erreichung zahlreicher SDGs – von der Schaffung von Arbeitsplätzen über den Erhalt des kulturellen Erbes bis hin zur Minderung des Klimawandels. In den kommenden Jahren werden die Akteure der Branche eine Schlüsselrolle dabei spielen, den Tourismus tatsächlich zu einem Motor der nachhaltigen Entwicklung zu machen und nicht zu einem Hindernis.

Nachhaltigkeit ist kein abstraktes Ziel, sondern die Summe unserer täglichen Entscheidungen. Jede Buchung, jede Wahl eines Reiseziels, jeder für lokale Produkte ausgegebene Euro oder Forint kann zu einer besseren Zukunft beitragen. Wenn die Akteure des Tourismus – Reisende, Anbieter und Entscheidungsträger – gemeinsam im Einklang mit den Zielen für 2030 handeln, kann der Tourismus nicht nur eine Quelle für Erlebnisse sein, sondern auch einer der wichtigsten Hüter der Zukunft unseres Planeten und unserer Gemeinschaften.

Lavaredas, A., Campos, F., Almeida, G.G.F. et al. Sustainable development goals in tourism research. Discov Sustain 6, 759 (2025). https://doi.org/10.1007/s43621-025-01587-x. LINK

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